Rezensionen

Così in Salzburg.

7. August 2021, 08:15 Uhr

©SF/Monika Rittershaus

Am 6. August wurde im großen Salzburger Festspielhaus Mozarts „Così fan tutte“ wieder aufgenommen. Christof Loys Inszenierung hat unserem Opernliebhaber Richard Schmitz schon im Vorjahr gefallen.

Mozarts Problemkind „Così fan tutte“ hat es anfangs nicht leicht gehabt. Die Raffinesse, aber auch die Tiefgründigkeit dieses Librettos wurde erst im 20. Jahrhundert richtig erkannt. Der Regisseur Christoph Loy setzt sich erst gar nicht mit den Unwahrscheinlichkeiten  der Handlung auseinander, sondern konzentriert sich auf die Entwicklung der gegenseitigen Emotionen. Da stehen Menschen auf der Bühne mit ihren guten Vorsätzen, mit Zweifel, Ehrgeiz und Rachegelüsten. André Schuen als Guglielmo zeigt den Absturz vom selbstgefälligen jungen Mann in die Enttäuschung, dass auch er betrogen wurde. Bogdan Volkov singt nicht nur ein hinreißendes „un aura amorosa“ sondern zeigt auch die aufblühende Liebe zu Fiordiligi gepaart mit dem Bedürfnis, es seinem Freund heimzuzahlen. Man hätte heuer doch die Striche wieder aufmachen können, die im Vorjahr gemacht wurden, um die Oper pausenlos durchspielen zu können, dann hätten  beide  Liebhaber ihre Arien behalten können. Alle ihre Arien durfte Fiordiligi Elsa Dreisig singen, und das war gut so; das Beharren auf der Treue und das Nachgeben nach den Liebesschwüren Ferrandos konnte sich da voll entwickeln. Sie rückt damit ins Zentrum des Geschehens und das hat auch das Publikum erkannt und belohnt. Ihre Schwester Dorabella, Marianne Crebassa, musste Kürzungen hinnehmen, zeigte aber glaubwürdig, warum sie schneller  dem Werben Guglielmos nachgibt. Lea Desandre nutzt alle Möglichkeiten der Despina und war viel komischer als im Vorjahr. Johannes Martin Kränzle entspricht auch heuer nicht meinen Vorstellungen von Don Alfonso. Ohne Überheblichkeit und etwas Zynismus bleibt die Figur nach wie vor blass.

Joana Mallwitz dirigiert nicht nur präzise sondern auch ästhetisch, fast tänzerisch. Es ist ein Vergnügen ihr zuzusehen. Da kommt ein herrlicher unverkrampfter leichtfüßiger Mozart heraus, wie man ihn schon lang nicht mehr gehört hat, ohne dass die Tiefgründigkeit darunter leidet. Die Wiener Philharmoniker folgen der Dirigentin auf den kleinsten Wink.

Christof Loy folgt dem Libretto und führt die anfangs Verlobten am Schluss wieder zueinander. Ganz passt das mit den vorherigen Intentionen des Regisseurs nicht zusammen.

Mehrfacher Szenenapplaus für die Solisten und begeisterter Schlussapplaus, der sich zum Orkan steigerte als Joanna Mallwitz die Philharmoniker aufstehen ließ.

Wertnote: 8,9