Rezensionen

Der Teufel auf Erden.

20. Mai 2021, 08:20 Uhr

Gestern hatte an der Volksoper Wien Franz von Suppès eher unbekannte Operette Der Teufel auf Erden Premiere. Die Koproduktion mit dem Theater Chemnitz konnte endlich vor sparsamen Publikum gespielt werden. Unser Opernliebhaber Richard Schmitz war dabei.

Franz von Suppè hat die Wiener Operette begründet, die Vorstellungen seines Vorbilds Jacques Offenbach übernommen und musikalisch mit Ideen seiner anderen Vorbilder Vincenzo Bellini, Gioachino Rossini und Gaetano Donizetti angereichert. Der eher unbekannte „Teufel auf Erden“ entspricht noch ganz dem Offenbachschen Intentionen; da wird hinreißende Musik mit zeitgenössischen, kabarettistischen Elementen vereinigt. Das erfordert natürlich Überarbeitungen, die der jeweiligen Gegenwart und ihren Kabarettthemen entsprechen. Alexander Kuchinka hat eine textliche Neufassung erstellt, die für die Volksoper vom Regisseur Hinrich Horstkotte und Christoph Wagner-Trenkwitz eingerichtet wurde. Der Rahmen wurde beibehalten, vom Aufstand in der Hölle über Nonnenkloster, Kadettenschule bis hin zum Tanzfinale selbstverständlich am Opernball. Der Höllenknecht Ruprecht kann zwei Teufel auf der Erde ausmachen und Luzifer und Samiel wieder in die Hölle schicken. Den Beelzebub findet er nicht mehr. Der hat sich in die Welt des 21. Jahrhunderts schon allzu sehr integriert und wird es wohl bleiben. Der Engel außer Dienst Ruprecht begleitet ihn dabei. Das gibt natürlich Gelegenheit über den faden Himmel und die lustige Hölle zu räsonieren. Direktor Robert Meyer und Christian Graf spielen dieses ungleiche Paar. In der Hölle finden wir Hitler, Stalin, Salome und interessanterweise auch Helene Fischer. Ob Donald Trump aufgenommen wird, müssen Satan und seine Minister erst entscheiden. Er landet in der Vorhölle. Die Liebespaare in den Erdenszenen werden von Teresa DaxJohanna ArrouasDavid Sitka und Carsten Süss tapfer und achtbar gesungen. Marco di Sapia spielt die Teufel, die in die Hölle zurück müssen. Köstlich als Äbtistin Aglaja mit ordentlichen Falsetttönen und pointiert als Oberst Donnersbach. Die Opernballprobe findet in der Tanzschule Höllmeyer statt – Elmeyer Schüler werden den Raum wiedererkennen. Michael Havlicek bemüht sich um den bekannten Tonfall des Tanzschulleiters. Warum Verena Scheitz als Frau Zimmermann-Großfeldt auftritt und nicht als Lotte Tobisch bleibe dahingestellt. Der Höllenhund Zerberl ist ein Mops und trägt den schönen Namen Bärbel Mocnik. Auch Bühnenbild und Kostüme erheitern. Sie stammen vom Regisseur Hinrich Horstkotte.

Alfred Eschwé ist ein begeisterter Suppè Fan und bringt die Musik wienerisch zum Klingen. Die Höhepunkte könnte man deutlicher herausarbeiten. Die Volksoper besteht darauf, dass „Suppé“ Suppè heißt. Aber diese Suppe werde ich nicht auslöffeln. Das sollen andere tun. Es war ein vergnüglicher Abend. Das Schlusscouplet mit Schredder- Blümchen- und Kurzstrophe hätte noch einige zusätzliche Strophen vertragen.

Wertnote auf der Schmitz-Skala: 7,6/10 Punkten.

© Michael Havlicek (Haderer/Thomas/Nebel/Höllmayer), Chor – © Barbara Pálffy / Volksoper Wien