Rezensionen

Die stumme Serenade

6. Juni 2023, 08:15 Uhr

Herwig Prammer

Die Komödie mit Musik „Die stumme Serenade“ hatte gestern (05.06.2023) in der Kammeroper Premiere. Das weitgehend vergessene Werk bereitete dem Publikum viel Vergnügen. Unser Opernexperte Richard Schmitz berichtet.

„Die stumme Serenade“ ist keine Oper, aber auch keine musikalische Komödie, eigentlich ist sie eine Operette im Stil der Berliner Operetten. Korngold hat ja des öfteren Operetten bearbeitet. Daher war ihm das Genre vertraut. Persönlich würde ich das Werk als „Hetz mit ironischer Musik“ bezeichnen. Wer „Die tote Stadt“ und „Der Ring des Polykrates“, die mit einem Oscar ausgezeichnete Filmmusik zu „Robin Hood“ oder seine Symphonien kennt, kann nur zu dem Schluss kommen, dass sich Korngold in der „stummen Serenade“ über die Operetten seiner Zeitgenossen lustig macht. Entsprechend locker sollte man dieses Werk genießen. Andrea Coclé ist der bescheidene Inhaber eines Haute Couture Salons, der sich in eine gefeierte Schauspielerin verliebt. Die kapriziöse Silvia Lombardi erlebt mit ihm das Erwachen echter Liebe. Dazwischen wird Coclé zum Tode verurteilt, begnadigt oder doch nicht, wird zum Nationalhelden, gibt diese Rolle gern wieder ab und genießt das Happy End. Peter Bording setzt seine Stimme gut ein und gestaltet diesen unsicheren Schneider bravourös. Jasmina Sakr ist als Silvia ein Versprechen für das Fach der Operettendiva. Da stimmen der sichere Sopran, die Spielfreude und das Aussehen überein. Das Buffopaar Louise-Jenifer Lary und Borzalino-Paul Schweinester haben wenig zu tun, dürfen aber immerhin den Schlager „Luise, Luise du hast etwas“ singen.

Stefano Bernardin hat als Ministerpräsident und als Bombenattentäter die unangenehme Aufgabe Liliputaner zu mimen. Reinwald Kranner spielt einen skurrilen Polizeichef. Alexander Strobele erregt als Drag Queen Heiterkeit. Die Mannequins Diana Bärhold, Lilia Höfling und Lucia Miorin singen und tanzen sich durch die turbulente Handlung. Die Inszenierung von Dirk Schmeding setzt voll auf die Ironisierung des Werkes; Bühne und Kostüme unterstützen ihn dabei. Die Choreographie von Kerstin Ried verschont auch die Sänger nicht und steigert das Doppelbödige des Ablaufs. Ingo Martin Stadtmüller steuert mit nur neun Musikern den entsprechenden Sound bei.

Ein wenig anspruchsvoller aber sehr heiterer Abend. Wenn sie wissen wollen, warum die Serenade stumm ist, müssen sie hingehen, was ich empfehle.

Der Beifall war einhellig, ohne Buh. Nichts für das Deutsche Feuilleton.

Wertnote: 8,2

Anmerkung der Redaktion: Richard Schmitz ist bei der Aufnahme seiner Kritik ein, zum Glück in diesem Fall folgenloser, Zahlenversprecher passiert. Die Wertnote ist also tatsächlich 8,2 und nicht wie angesprochen 7,2.