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Die Zukunft der Privatradios

3. April 2024, 10:00 Uhr

Das Radio ist bestens aufgestellt, um auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Medienlandschaft zu spielen.

Kultur und Medien haben so einiges gemeinsam. Beide werden in der öffentlichen Debatte gern immer dann in den Mittelpunkt gestellt, wenn es darum geht, wie frei, wie demokratisch, wie offen und wie vielfältig ein ganzes Land ist. Man verleiht sich damit also gern selbst eine Medaille in Sachen Demokratie. Dass hinter dieser glänzenden Oberfläche eine Menge an harter Arbeit, Fleiß und journalistischem Einsatz (und ein immenser Kostenfaktor) liegt, wird dabei gern übersehen.

Wegschauen ist wesentlich leichter als Weghören – probieren Sie es gern einmal selbst aus. Radio geht ins Ohr, bleibt hängen – und erzeugt dadurch Relevanz. Es liefert dem Hörer unmittelbare Information und kreiert dabei noch die eigenen, selbst erzeugten Bilder im Kopf. Zusätzlich ist kein anderes Medium in der Lage, derartig schnell in der Informationskette zu sein, ohne dass der Rezipient dabei aktiv zu Papier, iPad, Fernbedienung oder Maus greifen muss.

Somit ist „Radio“ bestens aufgestellt, auch in Zukunft eine wichtige und gewichtige Rolle in der Medienlandschaft zu spielen. Studien über die Entwicklung von Mediennutzungsdauern unterstreichen dies. Das Radio läuft immer mit – ganz egal ob über Radiogerät, im Auto oder online.

Vielfalt und Qualität

Eben in diesem Lichte ist es wichtig, medienpolitisch sowohl auf Vielfalt als auch auf Qualität zu setzen. Die weitere Ausbaustufe von DAB+, die uns in Österreich ab Mitte des Jahres eine Vielzahl neu zu empfangender privater (!) Radioprogramme liefern wird, zeigt, dass die Politik hier in eine vernünftige Richtung steuert. Etablierte und glaubwürdige private Radio-Marken, im Zusammenspiel mit neuen Formaten, bieten dem Hörer dabei eine erlebbare Medienvielfalt.

Gerade in einer Welt „digital 2.0“, in der KI, Fake News und selbsternannte Influencer die Medienwelt zum Beben bringen, braucht es glaubwürdige, verlässliche und journalistisch recherchierte Inhalte, die dem Hörer das Gefühl geben können, umfassend informiert zu sein und einen echten Mehrwert zu erfahren.

Es wird also darum gehen, sich abzuheben: durch originäre Inhalte, redaktionelle Arbeit und echte journalistische Qualität. Natürlich kann KI hier die Arbeit erleichtern, am Ende wird aber der Mensch als soziales Individuum immer auf den Menschen als Informationsquelle zurückgreifen wollen. Das kostet!

Die Politik ist gefordert

Privatradios, die sich hauptsächlich durch Werbung finanzieren, benötigen einen funktionierenden Markt, um zu überleben. Wenn internationale Digitalriesen dabei den Werbemarkt heuschreckenartig abschöpfen und dadurch die Wertschöpfung außer Landes bringen, bringt das den Standort ins Wanken.

Die neu eingeführte Digitalsteuer (die diese Geschäftsmodelle endlich besteuert und dabei bereits mehr als 100 Millionen Euro einbringt) ist hier ein erster Schritt. Es muss aber gleichzeitig darüber gesprochen werden, wie diese Mittel dem heimischen Medienmarkt wieder zugeführt werden können.

Eine Erhöhung der Privat-Rundfunkförderung von derzeit 20 auf etwa 40 Millionen Euro ist ein wünschenswerter Schritt und wäre eine Investition in heimische journalistische Inhalte. Ebenso gilt es, die Anschubförderung für neue Digitalradio-Angebote (DAB+) zu sichern. Hier sind in den kommenden fünf Jahren zusätzlich sechs Millionen Euro erforderlich. Die Politik ist also in Zukunft ebenfalls gefordert, will sie sich weiterhin mit Medienvielfalt und -freiheit rühmen.

Mag. Roman Gerner ist Geschäftsführer von Radio Klassik Stephansdom. Der Sender richtet sich gerade neu aus. Gleichzeitig ist er Vorsitzender des Verbandes Digitalradio Österreich und vertritt die heimischen DAB-Sender.

 

 

>Gastkommentar in der Tageszeitung die Presse<

 

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