Rezensionen

Donnerstags in Bergen.

17. Januar 2025, 08:53 Uhr

(c) MuSa

Das Philharmonische Orchester Bergen wurde in Mozarts Geburtstjahr 1756 gegründet. Die Hansekontor-Stadt ist bis heute stolz auf seinen Klangkörper. Dazu kommt die Bedeutung "das" Edvard Grieg-Orchester zu sein, der in Bergen lebte und wirkte. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist der Donnerstag, der gelernte Konzerttag. Die Freizeit am Wochenende ist genau so wichtig wie die gute Stimmung im Orchester selbst. Musikchefin Ursula Magnes berichtet aus Bergen.

Schon die Straßenbahn vom Flughafen ins Zentrum von Bergen ist musikalisch. An der Station mit Namen HOP sind tatsächlich auch die unverwüstlichen Intervallsprünge zu Beginn des Grieg-Klavierkonzertes zu hören. Das bringt die Kennerin zum Schmunzeln, auch wenn es um 15 Uhr bereits zappenduster ist. Das Licht ist spärlich im Norwegischen Winter, umso mehr leuchtet der Konzert-Donnerstag im Kalender vieler Menschen. Die Grieg-Halle ist gut gefüllt und die Stimmung ist familiär. Bei freiem Tee und Keksen kommen die Besucher im Foyer lautstark ins Gespräch; die Garderobe funktioniert ohne Wartezeit per Selbstbedienung. Das schafft eine angenehme unaufdringliche Lockerheit.

Nachdem das Philharmonische Orchester Bergen nach den goldnene Jahren mit Edward Gardner aktuell auf der Suche nach einem neuen Chefdirigenten- dirigentin ist, spielt Sir Mark Elder als Erster Gastdirigent eine markante Rolle. Mit seiner Jahrzehnte langen Erfahrung mit seinem Hallé-Orchestra in Manchester macht er mit wenig gestischem Aufwand ziemlich viel Musik. Er lässt spielen, vor allem ausspielen – was das Orchester äußerst diszipliniert und konzentriert annimmt. Die Geschichte von Till Eulenspiegel wird schelmisch und glaubhaft erzählt. Keine Überhitzung in der launigen Tondichtung von Richard Strauß, schließlich ist die deutsche Orchesterkultur auch in den Genen wie die Spielfreudigkeit von Musikern und Musikerinnen aus über 20 Nationen.

Arabella Steinbacher spielte ein Bomben sicheres Beethoven-Violinkonzert, das schon nach dem ersten Satz, der in der Tat dazu auffordert, bejubelt wurde. Trotz Standing Ovations gab es keine Zugabe – die folgte mit Rachmaninow im zweiten Teil. Seine 3. Symphonie hört sich ein bisschen wie Leo Tolstois epische Breite, wobei es an virtuosen Fugen nicht mangelt und die Streicher viele schnelle Noten zu bewältigen haben. Mit 2 Harfen und einer Celesta spielt sich Rachmaninow auch mit den Orchesterfarben – schön, dass Stück einmal gehört zu haben.

Eine mehr als gelungene Generalprobe für die Residenz in Salzburg Anfang März im Rahmen der kommenden Europa-Tournee.