Rezensionen

Eine Nacht in Venedig in Bad Ischl.

13. Juli 2025, 09:20 Uhr

Wolfgang Dosch & Tanzensemble (Katharina Glas & Sophie Glora & Miriam Lechlech & Franziska Gassmann & Erick Aguirre & Nicolas Lugstein) & Chor des Lehár Festivals
Lehár Festival Bad Ischl

Ein Premierenbericht zu Eine Nacht in Venedig von Johann Strauss vom 12. Juli 2025 von Bernadette Spitzer aus Bad ischl:

Bad Ischl verkleidet sich als Venedig im 18. Jahrhundert. Und das in Kombination mit Johann Strauss. Das verspricht, wieder etwas fürs Ohr und fürs Auge zu werden. Wer Strauss mag, wird hier glücklich. Nicht zu lang, denn die Geschichte wurde auf zweieinhalb Stunden gekürzt. Dirigent Marius Burkert entlockt dem Franz Lehar-Orchester angenehme Nuancen, und an keiner Stelle besteht Gefahr, ins gefürchete M-Ta-Ta zu fallen. Dazu fügt sich harmonisch der von Matthias Schoberwalter gefühlvoll einstudierte Chor, der durch besonders vollen und weichen Klang auffällt.

Traumhaft wie immer auch das Bühnenbild. Venezianische Masken beobachten vom Bühnenrand das Geschehen. Dieses ist bekanntlich der Schwachpunkt des Stücks. Das Libretto ist nach der Uraufführung 1883 von Kritikern als “das Verderben des Werkes” bezeichnet worden. Friedrich Zell und Richard Genée waren davor mit der “Fledermaus” höchst erfolgreich gewesen und schrieben eine ähnliche Geschichte, die wieder nur mit Maskerade und oberflächlichem Klamauk zu tun hat. Das Wiener Publikum wusste aber zu unterscheiden, denn die Musik wurde begeistert beklatscht. Ich erspare Ihnen daher den Inhalt, nur so viel zur Beruhigung – am Schluss hat jeder den richtigen Partner, und es gibt ein Happy End.  

Zum Augenschmaus tragen die herrlich fantasievoll bunten, aber nicht überladenen Kostüme von Sven Bindseil bei, sowie das fantastische Ballett unter der Choreografie von Evamaria Mayer. Aus dem Ensemble sticht Tina Jäger hervor. Die Sopranistin bezaubert durch ihre schwungvolle Darstellung, mit heller Stimme und viel Witz und Autorität. Ebenso überzeugt Matjaz Stopinsek als Herzog. Der Tenor verkörpert den schon etwas reiferen Frauenhelden überzeugend und mit einer Stimme, die unter die Haut geht. Unverständlich ist allerdings, warum die Rolle des Senators Delaqua, ein Bass, mit einem Schauspieler besetzt wurde, der entsprechend nicht reüssieren kann. Einen Höhepunkt kreiert auch Marie-Luise Engel-Schottleitner mit dem Schwipslied, das übrigens erst 1931 eingefügt wurde, und zwar auf die Melodie der Annen-Polka. Hat sich ausgezahlt, denn es ist wahre Stimmakrobatik, eine Betrunkene darzustellen, die in allen Höhenlagen kiekst. Auch Miriam Portmann gelingt ein Kunststück. Sie erobert die Herzen als Witwe Agricola, eine ältere, aber selbstbewusste und vor allem lebenslustige Frau.  

Am Schluss gab es viele Jubelrufe für das Gesamtpaket – Strauss bleibt halt Strauss und Bad Ischl Bad Ischl, auch in Venedig.