CD der Woche

Erinnerung - Bruckner in St. Florian.

18. Mai 2024, 07:25 Uhr

Solo Musica

CD der Woche / KW 20 /18. Mai 2024

Interpreten: St. Florianer Sängerknaben
Label: Solo Musica
EAN: 4260123644505

Der diesjährige Pausenfilm des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker hat ein Millionenpublikum auf die St. Florianer Sängerknaben aufmerksam gemacht. Es gibt sie seit 1071! Mit ihrer CD-Aufnahme unter dem Titel „Erinnerung - Bruckner in St. Florian" kann man zuhörend Anton Bruckner musikalisch ziemlich nahekommen. Am Beginn seiner Laufbahn im Stift St. Florian unweit seines Geburtsortes Ansfelden.

Es gibt drei Gründe, warum dieses Album entstanden ist und so sehr an die Wurzeln Anton Bruckners reicht. Er war selbst Florianer Sängerknabe, wobei das in keiner Weise mit heute vergleichbar ist. Die Aufnahmen fanden in den Räumlichkeiten des Stiftes und der Stiftsbasilika statt und der Gesang wird auf dem frisch renovierten Brucknerflügel, einem Bösendorfer Baujahr 1846 begleitet. Stiftsorganist und Augustiner Chorherr Klaus Sonnleitner spielt auf "der" Brucknerorgel.

Neben den weltberühmten geistlichen Chorwerken mit dem besonderen Klang eines reinen gemischten Männerchores mit Knabenstimmen sind es die Raritäten, die einen Eindruck vermitteln, was Bruckner in seinen jungen Jahren als Lehrer der Umgebung und seiner späteren Zeit in Linz als Kirchenmusiker und Chorleiter umgetrieben hat. Ein Wechselbad der Gefühle zwischen geistlicher und weltliche Musik für Männerchöre, Ensembles und Lieder für den gutbürgerlichen Hausgebrauch.

Titelgebend: Der langjährige künstlerische Leiter Franz Farnberger spielt Bruckners bekanntestes Klavierstück, die „Erinnerung“, und begleitet einen anderen ehemaligen Sängerknaben, den mittlerweile international renommierten Countertenor Alois Mühlbacher, bei zwei Bruckner-Liedern. Und die Musiker beweisen einen kreativ ironischen Blick auf heute schwer Verdauliches:
Franz Farnberger hat der Männerchor „Der Lehrerstand“ zu einem humorvollen Dialog zwischen Lehrern und Schülern umarrangiert.

Was muss Anton Bruckner nicht alles sein in unserer jubelnden Rückschau: fromm, verschreckt, ehrgeizig, ungelenk, genial, tollpatschig. Beim Hören dieses Albums kann sich jede Hörerin selbst ein Bild machen. Ästhetisches Unterfutter für die großen Symphonien. (UM)

 

 

© Ursula Magnes