Rezensionen

Frau Luna in Bad Ischl

17. Juli 2022, 09:50 Uhr

www.fotohofer.at: Niklas-Sven Kerck & Kaj-Louis Lucke & Susanna Hirschler

Beim Lehár-Festival Bad Ischl ist gestern die zweite Premiere über die Bühne gegangen oder vielmehr – geflogen, denn das Publikum wurde zunächst nach Berlin und dann auf den Mond verfrachtet. Man gab die Operette Frau Luna. Unsere Kollegin Bernadette Spitzer ist für radio klassik Stephansdom mitgeflogen.

Wie wohl der berühmteste Schlager der Operette “Das macht die Berliner Luft” in der Kurstadt Bad Ischl ankommt? Nun, dank einiger Komponenten bestens. Da ist zunächst natürlich die Musik. Komponist Paul Lincke ist für die Berliner so was wie Johann Strauß Sohn für Wien. Intendant Thomas Enzinger hat das Stück dennoch vom jungen Komponisten und Dirigenten Christoph Huber ein wenig auffrischen lassen. Huber hat selbst dirigiert und dem Orchester wunderbar spritzige Rhythmen entlockt.

Der Inhalt des Stücks ist schnell erzählt. Im Berlin um 1900 reisen ein paar Leute mit einem Ballon zum Mond, um den Mann im Mond zu finden.  Fliegen und Raumfahrt war damals schon Thema. Originelles Detail ist übrigens, dass der Mond nicht von einem Mann, sondern – wie der Titel bereits preisgibt – von einer Frau regiert wird, eben von Frau Luna. Nach einigen Wirrnissen fliegen sie wieder heim. Und die Moral von der Geschicht’ ist, dass es zuhause auf der Erde doch am schönsten ist.

In Szene gesetzt wird Frau Luna von einem Garanten für Unterhaltung, nämlich von Ramesh Nair. Er zeichnet sowohl für die Inszenierung als auch für die Choreografie verantwortlich und spielt selbst mit, und zwar den in Frau Luna hoffnungslos verliebten Prinz Sternschnuppe. Dabei achtet Nair stets darauf, dass die Inszenierung lustig ist, aber nicht in billigen Klamauk abgleitet. Zudem beschäftigt er das Ballett ausgezeichnet. Es wird fast genauso viel getanzt wie gesungen.

Das Ensemble bietet eine solide Leistung und hat auch den krankheitsbedingten Ausfall von Nicolas Huart, der den Schneidermeister spielt, grandios weggesteckt. Besonders sticht Kai Louis Lucke hervor, der ein unfassbar komisches Talent ist und für viele Lacher als verliebter Mechaniker sorgt. Ebenso temperamentvoll mimt Susanna Hirschler das Berliner Original Witwe Pusebach. Und Patricia Nessy gibt Frau Luna einen Schuss reifer Erotik. Am Schluss gab es zu Recht tosenden Applaus für die gesamte Produktion.

Fazit: Die Berliner und die Ischler Luft vertragen sich ausgezeichnet. Und Frau Luna ist definitiv einen Besuch wert. Noch zu sehen bis 27. August.

© Bernadette Spitzer