CD der Woche

George Enescu Symphonien.

5. Juli 2024, 14:06 Uhr

CD der Woche / KW 27 / 7. Juli 2024

Interpreten: Cristian Măcelaru, Orchestre National de France
Label: Deutsche Grammophon
EAN: 0028948655052

Der rumänische Dirigent Cristian Măcelaru hat zusammen mit dem Orchestre National de France ein erfreuliches Triple-Album herausgebracht, das die Sinfonien Nr. 1 bis 3 sowie die beiden Rumänischen Rhapsodien von George Enescu umfasst. Diese Pariser Einspielung bietet eine wunderbare Gelegenheit, das Werk des so allumfassend wirkenden Musikers George Enescu besser kennenzulernen. Mehr dazu von Musikchefin Ursula Magnes.

Cristian Măcelaru, selbst ein international bewunderter Geiger und Dirigent, verfügt über eine besondere Leidenschaft und ein ausgeprägtess Verständnis für Enescus Musik. In ihr sind die rumänischen und französischen Einflüsse deutlich zu hören. Ein Bad an Reminiszenzen an die rumänische Heimat und die großen Meister vor ihm, von Richard Wagner bis Claude Debussy. Besonders beeindruckend ist die Dritte Sinfonie, deren Finale mit Glocken und Chor das Irdische weit überstrahlt – zumindest im Inneren Ohr. Enescus Symphonien sind klanglich dicht und komplex komponiert. Volkstümliche Selbstverständlichkeit trifft auf architektonische wohl überlegte Strenge. Als würde Johannes Brahms prüfend über den 3. Akt "Rosenkavalier" schauen. Ein Vergnügen!

Die langsamen Sätze in Enescus Sinfonien sind besonders erwähnenswert. Sie zeigen die emotionale Tiefe und das musikalische Feingefühl des Komponisten, der auch ein herausragender Geiger war und als Lehrer von Yehudi Menuhin einen bedeutenden Einfluss hatte. Christian Măcelaru und sein Orchestre National de France gelingt es, diese emotionale Tiefe einzufangen und zum Leben zu erwecken.

Manch Rezensent bekrittelt die etwas dumpfe Aufnahme in den tieferen Registern. Das dürfte Geschmackssache sein, denn faktisch kann ich es nicht bestätigen. Jedenfalls haben die am Markt erhältlichen Aufnahmen der Enescu-Sinfonien eine beredte Alternative bekommen. Wer nachprüfen möchte, ob eine Anschaffung per stream oder physisch lohnt: BBC Philharmonic Orchestra unter Gennadi Roshdestvensky, Tampere Philharmonic Orchestra unter Hannu Lintu seien dafür ans Herz gelegt. (UM)

© Ursula Magnes