CD der Woche

Hans Rott: Symphony No. 1

22. Oktober 2022, 07:35 Uhr

Cover der neuen CD von Jakub Hrusa mit Musik von Hans Rott.

Interpreten: Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša

Label: DG

EAN: 0028948629329

Seit der Saison 2016/17 ist Jakub Hrůša Chefdirigent der Bamberger Symphoniker, daneben ist er aber auch gerne gesehener Gast am Pult weltweit führender Orchester und Festivals. Kürzlich wurde auch bekanntgegeben, dass er Antonio Pappano als künstlerischer Leiter des Covent Garden Opernhauses in London nachfolgen wird. Mit seinen Bambergern hat er nun Musik eines Bruckner-Schülers und Mahler-Zeitgenossen aufgenommen. Die 1. Symphonie von Hans Rott.

Liegen Sie auch hin und wieder nachts im Bett und nutzen Ihr Handy noch zum Internetsurfen? Scrollen auf Facebook, Streamen auf einer der Plattformen oder Videos Schauen auf Youtube? Das macht auch der Dirigent Jakub Hrůša und vor einigen Jahren ist er dabei mehr oder weniger zufällig auf die Musik von Hans Rott gestoßen. Eine Recherche über Schüler von Anton Bruckner führte ihn zu einer Aufnahme der ersten Symphonie und eine Stunde später war für ihn klar, er muss sich selbst mit diesem Werk und weiteren Rott’schen Kompositionen beschäftigen. Ein erstes Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist nun bei der Deutschen Grammophon erschienen – Hans Rotts erste Symphonie kombiniert mit Bruckners symphonischem Präludium und dem Blumine Satz aus der Urfassung der ersten Symphonie von Gustav Mahler.

Die Begeisterung für die Musik von Hans Rott springt in dieser Aufnahme deutlich hörbar von Hrůša auf die Musikerinnen und Musiker seiner Bamberger Symphoniker über. Hoch- ja fast Spätromantisches, das an Mahler erinnert, jedoch noch lange vor der schon erwähnten ersten Symphonie entstanden ist. Das ist originelle Musik von vorne bis hinten, nicht nur in den thematischen Einfällen sondern auch in der Art der Instrumentierung. In den ruhigeren Passagen orientiert er sich mehr an seinem Lehrer Bruckner, in den lauteren Teilen weist Rott eher in Richtung Mahler. Und lässt mit Walzeranklängen im Trio des Scherzos auch seine Wiener Heimat durchscheinen. Dass dieses Werk mehr als 100 Jahre im Tiefschlaf gelegen und tatsächlich erst 1989 zur Uraufführung gekommen ist, scheint fast nicht möglich. Was Johannes Brahms damit zu tun haben könnte? Dafür ist an dieser Stelle die Zeit zu knapp. Es empfiehlt sich also ein, möglicherweise nächtlicher, Blick ins Internet. Am besten mit dieser Aufnahme im Ohr! (mg)