Perspektiven
Kampf dem Glücks-Diktat.
1. Juni 2022, 17:30 Uhr
Jeder ist seines Glückes Schmied, schreit die neoliberale Leistungsgesellschaft. Wer positiv denkt, der schafft alles. Und jede Krise ist eine Chance. „Schluss damit“, sagt Juliane Marie Schreiber. Sie ruft zum Widerstand auf. Gegen die Ideologie unserer Zeit: den Zwang des Glücks.
„Glück ist zu einem Statussymbol geworden. Wir sollen Scheitern als Chance begreifen und ständig unser Selbst entfalten.“ Sogar im Supermarkt, so kritisiert die deutsche Journalistin und Politologin, lachen uns „Be Happy“-Botschaften von Tees und Duschgels entgegen. Doch das Glücksstreben hat Schattenseiten: „Wenn Glück und Leid zu einer Frage der inneren Einstellung gemacht werden, vermittelt es den Anschein, es gebe hauptsächlich psychologische Probleme und keine gesellschaftlichen.“
Warum das Glücksdiktat den sozialen Zusammenhalt schwächt, politische Probleme kein persönliches Versagen sind und Schmerz, Wut und Schimpfen essentiell für den kollektiven Fortschritt, das beleuchtet Juliane Marie Schreiber in einem neuen Buch: „Ich möchte lieber nicht – eine Rebellion gegen den Terror des Positiven“ (Piper-Verlag).
Ein Aufruf dazu, das negative Denken wieder salonfähig zu machen: „Denn die Welt wurde nicht von den Glücklichen verändert, sondern von den Unzufriedenen.“
Eine Sendung von Marlene Groihofer.