Rezensionen

La Cage aux Folles.

28. März 2022, 08:20 Uhr

Gestern hatte an der Wiener Volksoper das Musical „La Cage aux Folles“ von Jerry Herman Premiere. Unser Musiktheaterliebhaber Richard Schmitz berichtet.

„La Cage aux Folles“ kann man als Narrenkäfig übersetzen, der oft verwendete Titel „Ein Käfig voller Narren“ führt etwas in die Irre. Schließlich geht es um die Überwindung von Vorurteilen und um Toleranz. Das homosexuelle Paar George und Albin hat Jean-Michel, den Sohn von George aus einer früheren Beziehung, aufgezogen. Als sich dieser ausgerechnet in die Tochter eines politisch aktiven Schwulenhassers verliebt, kommt es zu Verwicklungen als die beiden Familien zum ersten Mal aufeinandertreffen. Zuletzt muss der sture Vater doch nachgeben und der Hochzeit seiner Tochter zustimmen. Melissa King inszeniert das zurückhaltend und das ist gut so. In einer Zeit in der LGBTIQ+ (das ist die Aufzählung von Minderheiten, die nicht heterosexuell ausgerichtet sind) heiß diskutiert wird, sollte das primitive Lachen über Schwulenwitze vorbei sein. Drew Sarich ist in Wien aus vielen Musicalproduktionen im Ronacher bekannt. Er spielt den Albin überzeugend, für seine Auftritte als Drag-Queen Zaza hat er erfolgreich bei seiner Frau das Gehen und Tanzen in Stöckelschuhen gelernt. Das Schwanken in seiner Liebe zu seinem Partner Albin und seinem Sohn Jean-Michel bewältigt Viktor Gernot mit Bravour. Seine feine Ironie, die ich an ihm so liebe, kann er in dieser Rolle leider nicht ausspielen. Oliver Liebl und Juliette Khalil sind das junge Paar. Die undankbare Rolle des politisch illiberalen Vaters spielt Hausherr Robert Meyer. Viele Pointen hat er da nicht. Das Ensemble der Wiener Volksoper singt und tanzt sich durch die tumultöse Handlung. Bühnenbild und Kostüme sind trashig und entsprechen so dem Gesamtbild. Das soll nicht heißen, dass sie auf den Müllhaufen gehören, sondern darauf hindeuten, dass die Wiederverwertung im Vordergrund steht. Das Orchester unter der Leitung von Lorenz C. Aichner bemüht sich um die schwungvolle aber wenig einfallsreiche Musik.

Es war ein vergnüglicher Abend von hoher Professionalität, der auch zum Nachdenken anregt. Karl-Heinz Hackl und Frank Hoffmann haben sich seinerzeit viel „tuntiger“ verhalten und wären heute wohl peinlich. Für die herzlichen Lacher musste sich weder man noch frau nachher genieren. Das Premierenpublikum war begeistert.

Wertnote: 8,7/10 Punkten

© Barbara Pálffy/Volksoper Wien: Viktor Gernot (Georges), Drew Sarich (Albin / alias Zaza), Juliette Khalil (Anne Dindon), Oliver Liebl (Jean-Michel) –