Rezensionen

La Vie Parisienne anno 1866.

22. Dezember 2021, 08:20 Uhr

Paris hat sich weihnachtlich herausgeputzt. Noël strahlt besonders auf und an der Champs-Élysées. Und bis 9. Jänner bietet das Théâtre des Champs-Élysées die ideale Unterhaltung für die kommenden Feiertage. Es gilt Jacques Offenbachs La Vie Parisienne neu zu entdecken. Musikchefin Ursula Magnes berichtet aus Paris.

Bon jour! Erneut ist der Stiftung Palazzetto Bru Zane ein Meisterwerk gelungen. Das Team rund um Musikwissenschaftler Alexandre Dratwicki hat das Aufführungsmaterial der Uraufführung 1866 herausgegeben und mit einer opulenten Produktion ins französische Theaterleben geschickt. In Rouen, in Tours und seit gestern in Paris. Das Publikum im ausverkauften Théâtre des Champs-Élysées  war begeistert. Auch ich kam in den seltenen Genuss einer Operation-bouffe von Jacques Offenbach zu erleben. Dank der szenischen Umsetzung von Christian Lacroix ein Fest für das Auge! 5 Akte lang bietet die Bühne ein wunderbares Schauen und Hören. Die Ausstattung und die Kostüme des Modeschöpfers machen einfach glücklich – die Farbenpracht überwältigt in ihren fantasievollen und starken Kombinationen. Auch die Stereotype der Handlung bekommen neben dem spritzigen Libretto einen zusätzlich markanten Ausdruck. Bertrand Couderc glänzt im wahrsten Sinne des Wortes mit seiner Lichtarbeit. Die Tänzerinnen und Tänzer schmiegen sich geradezu frivol ins Bühnengeschehen.

Es geht um nichts weniger als La Vie Parisienne. Das sich alle irgendwie zu eigen machen wollen. Die Motivation ist dabei durchaus eine unterschiedliche: aus Routine, Fadeste, aus Neugier, als Wunsch nach sozialem Aufstieg, aus Befriedigung. Die genialen Librettisten Henri Meilhac und Ludovica Halévy ziehen ihre Zeitgenossen dank der zeitlosen Musik Offenbachs auch heute noch durch den Champagner, denn Kakao wird eher weniger getrunken.

Die Besetzung ist brillant und die explosionsartige Mischung aus gesprochenen Dialogen und Musiknummern habe ich ehrlich gesagt so noch nicht erleben dürfen. Das ist Opéra-bouffe wie sie auch die Wienerinnen und Wiener inspirierte. Wer den Weg nach Paris nicht schafft, darf sich auf ARTE am 2. Jänner des neuen Jahres auf eine Übertragung freuen. Der Chef im Orchestergraben bleibt konstant Romain Dumas, der Les Musiciens du Louvre mit Akademieverstärkung umsichtig führt.