Rezensionen

Lady in the Dark.

19. Dezember 2021, 09:35 Uhr

Gestern hatte an der Wiener Volksoper Kurt Weills Musical-Play „Lady in the Dark“ Premiere. Unser Opernexperte Richard Schmitz konnte schon die Vorpremiere besuchen und berichtet.

Die Volksoper hat da eine fulminante Interpretation der frühen Psychoanalyse geliefert. Es ist eine kompetente Kombination von Musical und Schauspiel. Kurt Weill und seine Librettisten Moss Hart und Ira Gershwin haben eine neue Art des Musicals kreiert und ein sehr kluges Stück geschrieben. Die Psychoanalyse wird nicht in den Himmel gehoben, aber auch nicht ironisiert. Das Redaktionsgeschehen und der Analyseteil werden gesprochen, die zu analysierenden Träume sind eigenständige Musicalakte. Robert Meyer verhält sich durchaus wie ein Psychoanalytiker; seine Patientin akzeptiert seine Schlussfolgerungen nach einigem Zögern. Liza Elliot, die nervlich überforderte Herausgeberin des Modemagazins „Allure“ – heute würde man sagen, sie hat ein Burn Out – taucht in ihre Kindheit ein und landet schließlich beim richtigen Partner.

Julia Koci macht aus dieser Chefin eine liebenswerte Figur, man leidet mit ihr. Sie bringt ihren großen Monolog „Saga von Jenny“ bestens über die Rampe. Ihr Redaktionsteam mit Christian GrafJakob SemotanUrsula PfitznerMarie-Christine NishimweJohanna ArrouasRegula Rosin und Klaudia Nagy spielt auch in den Träumen eine  vielfältige Rolle. Auch ihre Verehrer Ben Connor und Axel Herrig kommen da vor. Jakob Semotan darf mit dem „Tschaikovsky-Couplet“ – eine Aneinanderreihung russischer Komponistennamen – das da capo herausfordern. Mit diesem Song ist Danny Kaye berühmt geworden.

Die Regie von Matthias Davids geht in schlüssigen Bühnenbildern von Hans Kudlich mit dem Werk sorgsam um und sorgt für die nötige Leichtigkeit und den Humor. Die im Finale vorgesehene Übergabe der Zeitschrift an den männlichen Partner ist wohl nicht mehr zeitgemäß. Deshalb werden Liza und Charley die „Allure“ in Zukunft gemeinsam führen. Eine Wiener Lösung. Für James Holmes am Dirigentenpult ist  die Musik von Kurt Weill nichts Neues. Da musizieren das Volksopernorchester und der Chor schwungvoll und leichtfüßig.

Es ist begrüßenswert, dass die Volksoper ein Werk aus der amerikanischen Periode von Kurt Weill spielt. Da gibt es offenbar noch viel zu entdecken.

Wertnote: 8,3/10 Punkten