CD der Woche

Locatelli: Introduttioni teatrali

5. August 2023, 07:30 Uhr

Interpreten: Thüringer Bach Collegium
Label: audite
EAN: 4022143978219

Das Thüringer Bach Collegium begibt sich mit seiner neuen CD auf die virtuosen Spuren von Pietro Antonio Locatelli, die er auf seinen Konzertreisen durch Deutschland im frühen 18. Jahrhundert hinterlassen hat. Zwei Konzerte und sechs sogenannte Introduttioni teatrali wurden eingespielt, die so manche Überraschung bringen. Michael Gmasz hat wieder genauer hingehört.

„Introduttioni teatrali: Introduktionen, Eröffnungen für das Theater? Für Opern und welche? Locatelli schrieb keine Opern, lernte aber sehr viele u.a. in Frankfurt und Kassel kennen.“ So heißt es im Beiheft Text zur neuen CD des Thüringer Bach Collegiums. Die Musikerinnen und Musiker unter Gernot Süßmuth beschäftigen sich diesmal mit Werken des jüngeren Bach Zeitgenossen Pietro Antonio Locatelli und haben neben den angesprochenen Sei Introduttioni teatrali noch zwei weitere Solokonzerte aus dessen Op. 4 aufgenommen. Doch was hat es nun mit diesen Theater-Introduktionen auf sich? Wohl weit weniger, als die Bezeichnung vermuten lassen würde, waren sog. Opernsinfoniae damals doch meist unabhängig vom jeweiligen Operndrama und somit auch als Instrumentalstück frei einsetzbar. Doch werden wir, wie es im Text weiter heißt, „eines Schatzkästlein höchst verschiedlicher „Charaktere“ gewahr“. Zitat Ende – und dieses Schatzkästlein gilt es zu entdecken.

Die Konzerte auf dieser CD sind ein wahres Feuerwerk an Ideen und musikalischen Einfällen von Pietro Antonio Locatelli. Von überraschendem Einsatz extremer Dynamikunterschiede über ungewöhnliche Besetzungsänderungen, z.B. komplettes Weglassen des Cembalos in den zweiten Sätzen, bis hin zum Jagdspaß inkl. hochvirtuoser doppelgriffiger Imitation von Jagdhörnern im Violinsolopart. Geiger Gernot Süßmuth, sein Solistenkollege Raphael Hervicke und die Mitglieder des Thüringer Bach Collegiums scheinen diesen Überschwang an „Charakteren“ hörbar zu genießen. Hier wird unbeschwert und frisch drauf los musiziert. Den alte Instrumenten werden satte Klänge entlockt und zur klanglichen Unterstützung wird sogar gerne, wenn auch dezent, vibriert. Eine empfehlenswerte Repertoireerweiterung neben Tartini, Leclair und Konsorten. (mg)