CD der Woche
Musik von Vítězslava Kaprálová - eine Empfehlung!
29. Juni 2024, 07:25 Uhr
CD der Woche / KW 26 / 29. Juni 2024
Interpretinnen und Interpreten: Janáček Philharmonic Ostrava, Alena Hron, Tomáš Vrána, Veronika Rovná
Label: cpo 761203556823
EAN: 8435408099585
Bescheidene 25 Lebensjahre waren Vítězslava Kaprálová (1915-1940) beschieden, ehe der Tod das Wirken der jungen Künstlerin hinwegraffte. Sie hinterließ ein beachtliches Lebenswerk und Gedanken daran, was da noch alles hätte kommen können. Die aktuelle Doppel-CD der Janáček Philharmonic Ostrava mit der Dirigentin Alena Hron, Sopranistin Veronika Rovná und dem Pianisten Tomáš Vrána vermittelt einen guten Eindruck ihres Schaffens. Mehr dazu von Musikchefin Ursula Magnes.
Der Vater Komponist, die Mutter Sängerin. Vítězslava Kaprálová in Brünn geboren, wuchs in einem künstlerisch musischen Haushalt auf und wurde auch dem entsprechend gefördert. Bei ihrem Abschluss am Brünner Konservatorium brillierte sie mit ihrem Klavierkonzert in d-Moll op. 7 und dirigierte auch selbst. Sie war auch die erste Frau am Pult der Tschechischen Philharmonie. Ihre Beziehung zu Bohuslav Martinů, die über das Lehrer Schülerin Verhältnis hinausging, bewog sie nach Paris zu gehen. Gab ihr den Mut dazu. Das Bemühen bei Nadia Boulanger zu studieren scheiterte. Charles Münch gab ihr zumindest Dirigierunterricht.
Auch die politischen Verhältnisse in ihrer mährischen Heimat haben sich geändert. Die Nationalsozialisten haben das Land zum deutschen Protektorat unterworfen. 1940 starb die Hochtalentierte in Montpellier an einer Typhus-Erkrankung. Ihre Werke erinnern an den Einfluss von LeošJanáček ohne daran zu scheitern. Vítězslava Kaprálová schreibt mit einer verblüffenden Leichtigkeit.
Zwar könnte die Janáček Philharmonic Ostrava ihren Streichern gelegentlich etwas mehr Farben entlocken, doch sind gerade die Werke für Klavier und Orchester schön musiziert, was auch am sehr guten Pianisten Tomáš Vrána liegt. Auch die Stimme von Veronika Rovná ist eine Empfehlung. Alles in allem eine weitere Beweis für die große musikalische Vielfalt und Neugier unserer mährischen Nachbarinnen. Durch das Hörbild läuft an manchen Stellen das „Schlaue Füchslein“ wie im „Allegro energico“ der Partita für Klavier und Streicher op. 20. Es tut sich was in der Musik von Vítězslava Kaprálová! (um)