Rezensionen

Peter Grimes Wiederaufnahme.

17. Oktober 2021, 09:45 Uhr

Am Samstag, 16. Oktober 2021, hat das Theater an der Wien die Inszenierung von 2015 wiederaufgenommen und  Christof Loy Benjmain Brittens „Peter Grimes“ auf die Bühne gebracht. Unser Opernexperte Richard Schmitz war dabei.

Das Erstlingswerk von Benjamin Britten ist gleichzeitig eines seiner stärksten. Die Geschichte vom ungeschickten, brutalen Fischer Peter Grimes, dem seine jugendlichen Lehrlinge wegsterben ist ja auch berührend. Der Erfolg wird vor allem von der Besetzung der Titelrolle bestimmt. Diesmal sorgte Erik Cutler für die Durchdringung dieser komplexen Persönlichkeit. Seine große, raue Stimme entspricht exakt den Vorstellungen, die man von einem tumben, einfachen Menschen hat, der in seiner dörflichen Umgebung nur anecken kann. Auch seine hünenhafte Gestalt ist genau richtig. Die übrige Besetzung blieb seit 2015 fast unverändert. Agneta Eichenholz als verhuschte Lehrerin Ellen Orford ist verlässlich, bringt aber die einzige Lichtgestalt dieses Werkes nicht wirklich in den Mittelpunkt. Andrew Foster-Williams zeichnet den Kaptain Balstrode nicht nur gutmütig, daran ist auch der Regisseur schuld. Große Persönlichkeiten der Opernbühne wie Hanna Schwarz als Kneipenwirtin Auntie und Rosalind Plowright als opiumsüchtige Mrs. Sedley machen aus diesen Rollen ein Ereignis. Gieorgij Puchalski in der stummen Rolle des Lehrlings John ist bei Christof Loy ein aggressiver Schwuler, der nicht nur Grimes sondern auch Balstrode verführt. Hier greift der Regisseur wieder zum Holzhammer, damit das Publikum begreift, was Benjamin Britten und sein Librettist Montague Slater dezent und poetisch andeuten. Eigentlich überzogen und unnötig. Auf der einfachen schrägen Bühne bewegt sich der Arnold Schoenberg Chor sicher und singt wie immer hervorragend. Das ORF-Radio-Symphonieorchester spielt unter dem jungen Dirigenten Thomas Guggeis alle Feinheiten und Melismen von Brittens Partitur. Nur gegen Ende geht die Spannung etwas verloren, obwohl das die schönsten Stellen der Partitur sind.

Ich bin gespannt, wie Simone Young, Jonas Kaufmann, Lise Davidsen und Bryn Terfel im Jänner an der Wiener Staatsoper das Werk verwirklichen werden.Gestern war das Publikum begeistert.

Wertnote: 8,5/10 Punkten.

© TAW: Monika Rittershaus, Eric Cutler (Peter Grimes)