Rezensionen

Qualitativer Quantensprung: "L'elisir d'amore" auf Burg Gars.

15. Juli 2024, 09:46 Uhr

Rašić (Nemorino)
(c) Alexander Ch. Wulz

Nicht alles, aber vieles ist neu bei der Oper Burg Gars: Kammersänger Clemens Unterreiner als Neo-Intendant durfte sich am Samstagabend zu Recht über einen triumphalen Premierenerfolg freuen. Gaetano Donizettis Opernhit "L'elisir d'amore", erstmals in Gars zu sehen, markiert einen qualitativen Quantensprung für den traditionsreichen Open-Air-Spielort des Theaterfests NÖ.

Dem Regiepaar Carolin Pienkos und Cornelius Obonya ist eine erfrischend kurzweilige Inszenierung zu verdanken. Die große, von Walter Vogelweider klug gestaltete Bühne wird gut genützt, der von Michal Juraszek bestens einstudierte Chor stets ins Geschehen einbezogen. Die Choreografie von Kati Farkas bringt beinahe musicalartigen Schwung, ebenso fantasiereich wie stimmig sind die Kostüme von Laura Madgé Hörmann: ein Fest für die Augen.

Für die Ohren sowieso, denn Unterreiner hat ein fantastisches Ensemble zusammengestellt. Maria Nazarova, renommiertes Mitglied der Wiener Staatsoper, ist eine stimmlich wie darstellerisch wunderbare Adina, herrlich kokett, mit vielen Zwischentönen - eine Idealbesetzung. Als Nemorino kann der 25-jährige Matteo Ivan Rašić, Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München, nicht nur mit Charme, sondern auch mit vielversprechendem Tenor aufwarten und avanciert in Windeseile zum Publikumsliebling.

Orhan Yildiz ist ein prächtig eitler Belcore mit schönem Bariton. Den Dulcamara gibt Paolo Rumetz mit verschmitzter Grandezza, Martha Matscheko entzückt als Giannetta: fürwahr ein stimmiges Ensemble aus bewährten Stars und aufstrebenden jungen Sängerinnen und Sängern.

Im neuen, erst vor einer Woche fertiggestellten Orchesterhaus dirigiert Levente Török mit Umsicht und Gespür für akustische Ausgewogenheit zwischen Orchester und unverstärkt singenden Solisten. Insgesamt ein überzeugender Start ganz nach Unterreiners Motto "Let's Opera!".

(Von Ewald Baringer/APA)