Rezensionen

Roxy und ihr Wunderteam.

12. September 2021, 09:45 Uhr

Die Opern- und Operettensaison hat wieder begonnen. Und die Menschen gehen hin. Paul Abrahams Vaudeville-Operette Roxy und ihr Wunderteam hatte gestern an der Volksoper Premiere. Unser Opernliebhaber Richard Schmitz berichtet:

„Roxy und ihr Wunderteam“ ist eine Mischung aus Operette und Revue. Paul Abraham setzt die Tradition Franz Lehárs und Emmerich Kálmáns fort und reichert sie noch mit jazzigen Tanzrhythmen an. Das ergibt eine  amüsante, damals durchaus moderne Unterhaltungsmusik. Deshalb fand die Uraufführung 1937 auch im Theater an der Wien statt. Berlin hatte der Jude Paul Abraham schon verlassen. In Wien wurde er gefeiert. Das witzige Libretto und die Liedtexte von Hans Weigel trugen das ihre dazu bei.  Melancholisch stimmt die Erinnerung an die Zeit als das Österreichische Wunderteam Spitze war und es den Deutschen gezeigt hat. Bei „Roxy und ihr Wunderteam“ ist es ein ungarisches Team, das England auswärts und im Heimspiel besiegt. Paul Abraham und seine Librettisten verschieben das Operettenklischée auf eine andere Ebene. Das ist erheiternd, aber in den Revue-Szenen etwas langatmig.

Regisseur Andreas Gergen hat den Abend schwungvoll inszeniert und den Protagonisten genügend Freiraum gelassen. Das wandlungsfähige Bühnenbild von Sam Madwar überrascht mit schlüssigen Bildern. Die Szenen im fahrenden Orientexpress sind sehenswert. Dafür sorgen auch die Videoprojektionen von Andreas Ivancsics.

Direktor Robert Meyer spielt einen knausrigen schottischen Industriellen. In seinem Couplet wird er auch tagespolitisch, schließlich ist er ja in ein schottisches Gymnasium gegangen. Katharina Gorgi beherrscht als Titelfigur Roxy das Geschehen und singt auch tadellos und pointensicher. Als bescheidener aber stolzer Liebhaber besteht Jörn-Felix Alt. Er könnte am Schmelz seiner höhensicheren Stimme noch arbeiten. Peter Lesiak als Tormann Jani Hatschek ist stimmlich am sichersten und kostet seine Pointen genussvoll aus. Das zahlreiche Ensemble ist ausgeglichen und gut eingespielt.

Paul Abrahams Musik enthält keinen wirklichen Ohrwurm. Das kann auch der bemühte Kai Tietje am Dirigentenpult nicht ändern. Es wird mit Elan musiziert, getanzt und gesungen. Eine Entdeckung, wie es „Axel an der Himmelstür“ war, ist diese Vaudeville-Operette zwar nicht geworden, doch das fast zur Gänze gefüllte Haus jubelte dem Ensemble und auch dem Regieteam herzlich zu.

Wertnote: 7,3/10 Punkten.

© Katharina Gorgi (Roxy), Ensemble – © Barbara Pálffy/Volksoper Wien