Rezensionen

Schoenberg in Hollywood.

10. April 2022, 09:40 Uhr

Im Kasino am Schwarzenbergplatz brachte die Wiener Volksoper die Kammeroper „Schoenberg in Hollywood“ von Tod Machover als Europäische Erstaufführung heraus. radio klassik Stephansdom Opernliebhaber Richard Schmitz berichtet von diesem Ereignis:

Es kommt nicht oft vor, dass ein neues Werk schon kurz nach der Uraufführung in Wien die Europäische Erstaufführung erlebt. Der Volksoper muss gedankt werden, dass sie dieses Risiko eingegangen ist. Geschildert wird Arnold Schönberg in der Neuen Welt. Das Zusammenprallen eines angesehenen Komponisten und Kompositionslehrers mit den kommerziellen Erwartungen von Hollywoods Filmindustrie. Der Filmproduzent Irving Thalberg erwartet offenbar einen zweiten Erich Wolfgang Korngold. Doch Arnold Schönberg ist der Erneuerer der europäischen Musik und seine revolutionären Gedanken sind für den Film und seine Ausrichtung auf den Publikumsgeschmack nicht geeignet. In Rückblenden erleben wir wichtige Ereignisse aus Schönbergs Leben: vom Suizid Richard Gerstls bis zum Tod seiner ersten Frau Mathilde – Schwester von Alexander von Zemlinksy -, vom Antisemitismus, der ihn veranlasst auszuwandern, bis zu seiner Ankunft in der Neuen Welt. Es ist offenbar der begeisterten Zusammenarbeit mit dem Arnold Schönberg Center zu verdanken, dass die gesprochenen Zitate immer wieder den Fluss der Handlung bremsen. Weniger wäre da mehr gewesen. Die Inszenierung von Helen Malkowsky und das Bühnenbild von Sophie Lux nutzen die beschränkten Möglichkeiten des Kasinos gekonnt aus. Marco di Sapia als Schönberg und Christian Graf als sprechendes Alter Ego des Komponisten verwachsen im Laufe des Abends auf gekonnte Weise. Lauren Urquhart und Jeffrey Treganza erfüllen ihre vielfältigen Rollen mit Bravour.

Tod Machover hat in diesem kleinen Werk für ein spezielles Orchester viele musikalische Zitate zusammengefasst und dabei einen eigenen Stil entwickelt. Auch die Sängerinnen und Sänger dürfen ihre deklamatorischen Fähigkeiten entwickeln. Der Dirigent Gerrit Prießnitz bringt dieses Klangkonglomerat und seine manchmal überwältigenden Cluster prächtig zur Geltung. Die Mitglieder des Orchesters der Volksoper bestehen hier auch als Interpretierende Neuer Musik.

Das rundum zufriedene Publikum jubelte ausgiebig. Schön, ein neues Musiktheaterstück zu erleben.

Wertnote: 8,3/10 Punkten.

Marco Di Sapia (Arnold Schoenberg), Jeffrey Treganza (Boy)

© Barbara Pálffy/Volksoper Wien