CD der Woche
Schubert: Schwanengesang
14. Januar 2023, 07:30 Uhr
Interpreten: Andrè Schuen, Daniel Heide
Label: DG
EAN: 0028948633135
Die Liebe zum Sport, zur Geografie, zu gutem Essen aber vor allem zur Musik von Franz Schubert verbindet den Bariton Andrè Schuen mit seinem Klavierbegleiter Daniel Heide. Eine innige Verbindung, die sich nun in einer neuen gemeinsamen CD mit Schuberts Schwanengesang D 957 ausdrückt.
Deutschverzeichnis 957, eine hohe Zahl, die bei Franz Schubert darauf hinweist, dass es sich beim Schwanengesang um eine seiner letzten Kompositionen überhaupt handelt. Neben dem C-Dur Streichquintett, der C-Dur Messe und den letzten drei großen Klaviersonaten hat er in seinem Todesjahr 1828 eben auch sieben Lieder auf Texte von Ludwig Rellstab und sechs auf Gedichte von Heinrich Heine komponiert. Nach seinem Tod verkaufte Schuberts Bruder Ferdinand diese dem Verleger Tobias Haslinger, der wiederum Die Taubenpost auf ein Gedicht von Johann Gabriel Seidl hinzugefügt und das Ganze als Zyklus unter dem Titel Schwanengesang veröffentlicht hat. Inhaltlich zwar nicht zusammenhängend wie die schöne Müllerin oder die Winterreise, aber trotzdem stimmig.
Die 14 Lieder sind nicht nur auf Texte unterschiedlicher Dichter geschrieben, sondern unterscheiden sich auch in Stilistik und Form. Vom einfachen über das variierte Strophenlied bis hin zu durchkomponierten Formen ist hier alles dabei. Von Liebessehen und romantischem Schwärmen bis zu abgrundtiefer Verzweiflung und äußerster Zerrissenheit reichen die Themen und überall schaffen es Andrè Schuen und sein Klavierbegleiter Daniel Heide den richtigen Ton zu treffen. Absolute Textverständlichkeit trifft dabei auf sängerischen Ausdruck, der vom kaum wahrnehmbaren Flüstern bis zum dramatischen dreifachen Fortissimo-Ausbruch reicht. Dabei klingt bei Schuen nichts outriert, sondern klar und direkt gesungen. Schuen hat die sonore Tiefe genauso wie die strahlende Höhe, die diese Lieder Schuberts brauchen. Für mich singt er sich konstant in Richtung Schubert-Olymp, auf dem bisher nur wenige Baritone unserer Zeit Platz genommen haben. (mg)