CD der Woche

Schülerin und Schüler Anton Bruckners.

11. Mai 2024, 07:25 Uhr

(c) Gramola

CD der Woche / KW 19 /11. Mai 2024

Interpreten: TONALi Trio
Label: Gramola
EAN: 9003643992955

 

Das auf Hochtouren laufende Bruckner-Jahr zum 200. Geburtstag des Komponisten am 14. September bringt auch das eine oder andere Schlaglicht auf sein Umfeld. Die aktuelle CD der Woche ist gleich eine Doppel-CD. Darauf versammelt sind drei Klaviertrios und zwei Klavierwerke von Schülern und einer Schülerin von Anton Bruckner. Aufgenommen vom TONALi Trio 2021 im Brucknerhaus Linz. Mehr zur CD der Woche von Musikchefin Ursula Magnes

Nicht überall wo Bruckner drauf steht, ist auch Bruckner drin. Der Symphoniker und Improvisator an der Orgel unterrichtete am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde und an der Universität Wien Harmonielehrer und Kontrapunkt. Und er hatte eine Reihe von nahmhaften Schülern und mit Mathilde Kralik von Meyrswalden eine Schülerin, die auch seine Privatschülerin gewesen ist.

Die Doppel-CD umfasst Klaviertrios vom aus Breslau stammende Paul Caro, der gebürtigen Linzerin Mathilde Kralik von Meyrswalden, von Franz Marschner, geboren im böhmischen Leitmeritz. Der Pianist Daniel Linton-France steuert noch einen Liebesgesang in As-Dur des Wieners Cyrill Hynais und Thema mit Variationen in a-Moll op. 15 von Alfred Stroß bei.

Besonders überzeugend erklingt das Klaviertrio F-Dur von Mathilde Kralik von Meyrswalden. Und wie mäanderte die Musikkritik ihrer Zeit um das zelebrierte Klischée: „blos – weibliche Handarbeit“, „Talent von auffallend männlichem Charakter“, „eine selbständige Persönlichkeit“ bis hin zu „mehr als eine bloße Dilettantenarbeit“, und dann doch und immerhin „eine ganz entscheidende Begabung“. Eine mehr als eindrückliche Talentprobe der 1880 23-jährigen Studentin, die sich mit Gustav Mahler zum Studienabschluss einen ersten Preis teilte.

Für die Aufnahme haben sich die Geigerin Johanna Ruppert, der Cellist Christoph Heesch und der Pianist Alexander Vorontsov zum TONALi-Trio formiert. Sie musizieren herzhaft frisch, was dem oft dunklem Duktus der tief im 19. Jahrhundert verhafteten Werke Hörbarkeit verleiht. Der dichte harmonische Vorhang wird durch das feine Musizieren gelüftet. Und so ist mit Mathilde Kralik von Meyerswalden und ihrem Klaviertrio nicht nur seinerzeit ein Erfolg gelungen; diese Aufnahme ist auch auf der Habenseite des Bruckner-Jahres zu verbuchen. (UM)

© Ursula Magnes