Rezensionen

Sience-Fiction im Semperdepot.

7. April 2021, 08:20 Uhr

Gestern hat die Neue Oper Wien im Semperdepot die Oper Solaris vom japanischen-britischen Komponisten Dai Fujikura herausgebracht. Die Oper basiert auf dem weltbekannten Science-Fiction Roman von Stanisław Lem. Es ist dies die dritte Vertonung dieses Stoffes. Unser Opernliebhaber Richard Schmitz war für radio klassik Stephansdom dabei.

Die Oper spielt auf einem entfernten Planeten der zur Gänze von einem riesigen Ozean bedeckt ist. Dem Astronautenteam setzen „Gäste“ zu und treiben dieses in den Wahnsinn und manchmal in den Selbstmord. Auch der neue Psychologe Kris Kelvin stößt auf seine Frau Hari, die auf der Erde Selbstmord begangen hat, weil er kein Verständnis für sie hatte. Auf Solaris begegnet man so seinem schlechten Gewissen. Hari ist eine Kopie von Kelvins Frau, weiß das auch und reagiert trotzdem wie ein menschliches Wesen. In dieser Atmosphäre der Unsicherheit, des Unbestimmten und der Fiktionen versuchen sich die Forscher zurechtzufinden. Zuletzt beschließt Kelvin in den Ozean zu gehen, weil er in ihm das Wesen Gottes zu erkennen glaubt. Die Regisseurin Helen Malkowsky versucht mit den spärlichen Möglichkeiten des Raumes im Semperdepot das Geschehen zu gestalten. Die Bühne von Kathrin Kemp und die Videoeinspielungen von Sophie Lux beschwören ein außerirdisches Ambiente. Auch die Kostüme von Ann-Sophie Lienbacher geben Rätsel auf. Manchmal verhalten sich die Figuren wie die Nornen in der Götterdämmerung. Erklärbar ist fast nichts, aber so soll es wohl auch sein. Science-Fiction ist ja nichts, was man mit dem Verstand erklären kann.

Musiziert wird die interessante Musik des japanisch-britischen Komponisten Dai Fujikura mit Hingabe. Walter Kobéra und sein amadeus ensemble-wien sind verlässliche Garanten für moderne Musik.

Timothy Connor bewältigt die Baritonpartie des Kris Kelvin mit sonorer Stimme. Simone Eisinger ist die zwischen Kopie und Mensch angesiedelte Hari. Martin Lechleitner ist der neurotische Dr. Snaut, Ricardo Martinez Bojórquez der Forscher Gibarian und Christian Kotsis ein alter Ego des Kelvin. Die manchmal extremen Anforderungen, die der Komponist an die Sänger stellt, werden mit Anstand erledigt. Es tut gut in Wien wieder eine moderne Oper zu sehen und zu hören. Hoffentlich kann man Solaris bald vor Publikum spielen.

Wertnote: 6,5/10 Punkten.

© Armin Bardel: Timothy Connor