Rezensionen

Stefan Herheims schlaues Füchslein.

16. Oktober 2022, 09:45 Uhr

Sujet zur Oper Das schlauen Füchslein am Theater an der Wien
Sujet zur Oper Das schlauen Füchslein am Theater an der Wien
Theater an der Wien
Dirigentin
Dmitrius Matvejevas

Mit Spannung wurde die erste Premiere des Theaters an der Wien im Ausweichquartier, im Museumsquartier erwartet. Richard Schmitz berichtet:

Schon vor dem eigentlichen Beginn fiebert im Zuschauerraum Leoš Janáček im weißen Anzug der Aufführung entgegen. Dann kommt es zum Albtraum aller Operndirektoren: Er musste vor den Vorhang und die Sängerin der Titelrolle wegen Indisposition entschuldigen. Tapfer kämpfte sich Melissa Petit durch den auch tänzerisch anstrengenden Abend. Stefan Herheim entwickelt in seiner Regie den Abend aus der beengten Situation in der Halle E. Ironisch zeigt er die Grenzen des bühnentechnisch Machbaren auf und entwickelt trotzdem eine zauberhafte Atmosphäre, die dieser Fabeloper gut tut. Silke Bauer hat dazu mit gemalten geschobenen Kulissen wunderbare Bilder geschaffen. Die Differenz zwischen Natur und Mensch wird immer wieder beschworen. Die Handlung wird schnörkellos und mit viel Humor erzählt, manchmal etwas deftig, wie die Geburt eines ganzen Wurfes von kleinen Füchsen. Das Finale machte mich ratlos: Der Schulmeister – oder soll es Leoš Janáček sein? - wird in einem riesigen Herz eingeschlossen und in den Hintergrund entsorgt. So gut wie alle gängigen Opernfiguren, vom Canio bis zum Rosenkavalier sind angehalten, zu beobachten wie das Försterehepaar glücklich den Kreislauf der Natur erkennt. Man kann sich gar nicht alle merken. Außerdem ist man von der herrlichen Finalmusik abgelenkt. Wozu? Sind das Hinweise auf das Repertoire der Ära Stefan Herheim ?

Musiziert wird mit großer Hingabe. Neben Melissa Petit als Schlaues Füchslein zeigt Jana Kuruceva als geliebter Fuchs ihre große Stimme. Milan Siljanov gestaltet den Förster, Alzbeta Vomackova ist die Försterin und die Eule. Ya-Chung Huang beginnt als Leoš Janáček und singt dann Schulmeister, Mücke, Dackel, Hahn und Specht. Alle folgen einer diffizilen Bewegungschoreographie, die bestens mit dem Rhythmus der Wiener Symphoniker harmoniert. Die Dirigentin Giedré Šlekyte kann nicht alle Feinheiten der Partitur deutlich machen. Das liegt sicher auch an der Akustik der Halle E.

Das Publikum war äußerst zufrieden. Der Intendant Stefan Herheim machte zurecht einen Freudensprung.

Es war ein großer Abend und ein gelungener Einstand. Hoffentlich wird das Haus an der Wienzeile pünktlich fertig.

Wertnote: 8,9/10 Punkten

© Richard Schmitz