Rezensionen

Sternstunden der Klassik

20. März 2025, 08:30 Uhr

Tonhalle Düsseldorf

Unter diesem Motto erlebte das Publikum der Tonhalle in Düsseldorf die ICMA - International Classical Music Awards - Gala 2025. Musikchefin Ursula Magnes war als Jurymitglied dabei und berichtet.

Guten Morgen aus Düsseldorf! Die Fülle des musikalischen Angebots war überwältigend. Das Ziel das Besondere zu prämieren und im Rahmen der Gala auf die Bühne zu bringen, wurde eindrucksvoll untermauert. Allein 6 Dirigenten haben mit den Düsseldorfer Symphonikern die Soisten und Preisträger begleitet. Den größten Teil davon übernahm der junge neue Chefdirigent der Oper am Rhein, Vitali Alekseenok.

Mühelos lieferte das Orchester den adäquaten Sound für die unterschiedlichen Stilrichtungen und Epochen. Ádám Fischer ging einmal mehr beeindruckend in die Knie, um mit der Ouvertüre zu Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" den Abend zu eröffnen. Seine Begeisterung für die Klassik ist ungebrochen - und das fasziniert und wurde prämiert mit einem Spezialpreis. Er begleitete auch Gidon Kremer, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. In einer kurzen Ansprache und nach zwei Stücken der ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov und Viktor Kosenko erinnerte er in wenigen Worten daran, dass es in der Ukraine um Europa und europäische Werte geht.

Mit dem 1. Satz aus dem Klavierkonzert von Antal Doráti hat Pianist Oliver Triendl diese Musik für ein Wiederhören mehr als empfohlen. Ziemlich still wurde es in der Tonhalle mit Schostakowitsch und dem Quatuor Danel aus Brüssel. Schmerz und Tanz in der Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges - geehrt wurde das Quatuor Danel für die Liveaufnahme aller Streichquartette von Schostakowitsch im Leipziger Gewandhaus.

Der blutjunge römische Cellist Ettore Pagano brachte zuvor bei der Ehrung mit dem Classeek Award kaum ein Wort heraus, war aber für mich auf der Bühne die Entdeckung des Abends. Die Ungarische Rhapsodie von David Popper musizierte er technisch mühelos und in seinem Ausdruck eins mit seinem Instrument. Dass die Düsseldorfer Symphoniker auch mit Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik Stimmung machen können, bewirkte Leonardo García-Alarcón, von der Jury zm Künstler des Jahres gewählt.

Der Höhepunkt des Abends war aus Wiener Sicht mit Sicherheit die Uraufführung durch den Komponisten des JahresChristoph Ehrenfellner. Er widmete sein eigens für die gala komponiertes Werk "Wiener Blut 200" den Düsseldorfer Symphonikern, die er auch selbst dirigierte. Mangels einer kurzen Moderation davor haben vermutich nicht alle im Publikum die Anspielungen auf das Strauss-Jahr zum 200. Geburtstags des Walzerkönigs wahrnehmen können, jedoch zeigte Allround-Musiker Christoph Ehrenfellner auch als Dirigent, was da noch alles kommen könnte.

Samuel Hasselhorn wurde für seine CD "Urlicht" sogar mit dem preis Aufnahme des Jahres prämiert - nicht genug herausstreichen kann man dabei die Leistung des Poznań Philharmonic Orchestra unter Łukasz Borowicz,  der Hasselhorn auch im Rahmen der Gala als Dirigent begleitet hat.

Andreas Scholl musizierte das Stabat Mater von Antonio Vivaldi. Er zeigte auch als Counter 50 plus, wie er selbst launig bemerkte, seine Gabe, mit seinem unverwechselbaren Timbre und einer in der Sekunde berührenden Musikalität wie man für Stille im Saal und Gänsehaut sorgt. Eine ganzer Kerl steht da auf der Bühne, flüserte jemand ein paar Sitze weiter im Publikum.

Es war ein Langer Abend, der die Vielfalt der klassischen Musik feierte und jene in den Mittelpunkt stellte, die das auch unter wenig erfreulichen Umständen in ihrer Arbeit vor und hinter dem Mikrofon unter Beweis stellen. (um)

 

© Ursula Magnes