Rezensionen

Tosca.

22. Mai 2021, 08:20 Uhr

Gestern hat die Wiener Staatsoper Tosca wieder in den Spielplan aufgenommen. Die Inszenierung von Margarete Wallmann bildet den gewohnten Rahmen für Piotr Beczala, Sonya Yoncheva und Ambrogio Maestri. Unser Opernliebhaber Richard Schmitz war dabei.

Die Inszenierung von Margarete Wallmann aus dem Jahre 1958 zeigt noch immer die Ereignisse des Jahres 1800, am Tag der Schlacht von Marengo, wie im Libretto vorgesehen. Gute Inszenierungen behalten ihre Qualität auch über Jahrzehnte. Man konnte sich voll auf die Sängerinnen und Sänger konzentrieren. Und das tat das Publikum auch. Es war ein Jubel als wäre das Haus ausverkauft und alle Plätze besetzt. Piotr Beczala sang den emotionalen, etwas einfältigen Maler Cavaradossi mit allen Finessen, die seine Stimme hergab. Schon nach der Arie im 1. Akt brandete Applaus auf. Für die Wiederholung des „E lucevan le stelle“ musste das Auditorium lange klatschen, niemand dachte daran aufzugeben. Beczala wollte das Da Capo anders, viel lyrischer anlegen. Leider hat ihn der Dirigent Axel Kober dabei im Stich gelassen. Trotzdem war Beczalas Cavaradossi das Ereignis des Abends. Sonya Yoncheva als Tosca wurde ebenfalls herzlich akklamiert, vor allem nach dem „Vissi d`arte“. An den Facetten dieser leidenschaftlich und eifersüchtig liebenden Frau, die zu einem Mord fähig ist, wenn man sie in die Enge treibt, muss sie noch arbeiten. Dann wird sie zu einer denkwürdigen Gestalterin dieser Partie. Tito Gobbi war ein Scarpia, der auch den Falstaff sang, Ambrogio Maestri ist ein Falstaff der auch den Scarpia singt. Da war vom Hochmut und der abgrundtiefe Bosheit dieses Tyrannen wenig zu spüren. Wolfgang Bankl genoss sie komische Rolle des Mesners. Andrea Giovannini zeichnete markant den Häscher Spoletta. Auch die übrigen Rollen waren verlässlich besetzt. Der Dirigent Axel Kober ging an die Tosca wenig differenziert heran. Da wirkt vieles laut und knallig. Auch die philharmonischen Solisten konnten nicht helfen. Axel Kober hat einen ausgezeichneten Ruf als Wagner-Dirigent, aber Puccini verlangt andere Nuancen.

Das Publikum feierte Piotr Beczala und Sonya Yoncheva und blieb bei Ambrogio Maestri höflich und beim Dirigenten zurückhaltend. Da saßen halt doch Kennerinnen und Kenner in der Staatsoper. Die Freude Oper wieder live zu erleben und applaudieren zu können und dürfen war unbändig.

Wertnote auf der Schmitz-Skala: 8,2/10 Punkten.

© Wiener Staatsoper/Michael Pöhn: Piotr Beczala (Cavaradossi), Sonya Yoncheva (Tosca)