CD der Woche

Urlicht - Tod - Auferstehung.

12. Juli 2024, 12:36 Uhr

Harmonia Mundi

CD der Woche / KW 28 / 13. Juli 2024

Interpreten: Samuel Hasselhorn, Poznán Philharmonic Orchestra, Łukasz Borowicz
Label: Harmonia Mundi
EAN: 3149020948996

Aktuell steht Samuel Hasselhorn als Gabriel Eisenstein in Johann Strauß‘ „Fledermaus“ auf der Bühne des Nürnberger Staatstheaters. Für Harmonia Mundi hat er nach je zwei Schubert- und Schumann-Lied-Alben erstmals ein Programm mit Orchesterliedern und Ausschnitten aus Opern aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit dem Poznán Philharmonic Orchestra unter Łukasz Borowicz fesselt vom ersten Moment. Mehr zur CD der Woche von Musikchefin Ursula Magnes.

Gustav Mahlers Vertonungen aus „Des Knaben Wunderhorn“ sind eine wahre Fundgrube für jeden Sänger. Bariton Samuel Hasselhorn hat rund um „Revelge“, „Urlicht“ und den zwei Rückert-Liedern „Um Mtternacht" sowie „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ ein höchst dramatisches Programm geknüpft. Er tänzelt virtuos an der Grenze zwischen Orchesterlied und Opernausschnitt und gerade diese Übergänge bereiten eine besondere Hörfreude. Schon mit dem entschlossenen Weckruf für einen Soldaten, Mahlers „Revelge“, geht die Post ab. Die Arie des Spielmanns aus Humperdincks „Königskinder“ zeigt die andere Seite der Medaille. Wo Krieg, da herrscht Gevatter Tod – eine Szenerie die direkt im sehnsüchtige Tanzlied des Pierrot aus Korngolds „Die tote Stadt“ mündet. Samuel Hasselhorn berührt in allen drei Rollen mit einer wunderbar schlank geführten Stimme, die die herausfordernden Phrasen ebenso trägt. Łukasz Borowicz und das Philharmonieorchester aus Posen begleiten und musizieren, dass es eine Freude ist. Produzent Philipp Nedel ist da ein unheimlich ansprechendes Klangbild gelungen. Nach jedem Lied ist die Zuhörerin neugierig auf das Nächste – ein Umstand, der gerade bei Vokalalben nicht selbstverständlich ist.

Besonders beeindruckend gelingt Pfitzners „Erlkönig“ „Herr Oluf" op. 12 – oder das selten bis gar nie zu hörende „Auf ein Soldatengrab“ von Walter Braunfels. Das ist echt großes Kino. Und auch „Wozzeck“ darf in dieser klugen Dramaturgie des Programmes nicht fehlen ehe Samuel Hasselhorn mit Mahlers Musik „der Welt abhanden kommt“. Der Schlusspunkt eines der besten Vokal-Alben seit langer Zeit. „Urlicht – Lieder des Todes und der Auferstehung“ berührt mit Text, Ausdruck und Stimme auf allen Ebenen. (UM)

© Ursula Magnes