CD der Woche

Visages Baroques

6. Mai 2023, 07:30 Uhr

Interpreten: Raphaël Feuillâtre 
Label: DG 
EAN: 0028948640737 

„Die Gitarre hat so viele unerwartete Farben und Nuancen, sodass sie eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration ist“, sagt der Gitarrist Raphaël Feuillâtre über sein Instrument. Für sein aktuelles Album ließ er sich von Werken der Barockzeit inspirieren. Michael Gmasz hat genau zugehört. 

Genauso, wie am Klavier ein Ton erklingt, indem man einfach eine Taste drückt, so schafft es jeder Mensch, durch das Zupfen, eine Gitarrensaite in Schwingung zu versetzen und so dem Instrument einen Klang zu entlocken. Wahre Kunst allerdings entsteht erst dann, wenn man es schafft, die Töne zum Leben zu erwecken, unterschiedliche Klangfarben zu erzeugen, dynamische Feinheiten herauszuarbeiten, an technische Grenzen zu gehen und zu guter letzt natürlich musikalische Bögen zu erzeugen und damit Geschichten zu erzählen.Das obliegt den wahren Künstlerinnen und Künstlern und ein solcher ist der Gitarrist Raphaël Feuillâtre durch und durch. Es ist faszinierend, ihm bei seinem Ausflug in die Zeit des Barock zu folgen. 

Im Zentrum der neuen CDvon Raphaël Feuillâtre, übrigens seinem Debüt im gelben Label,stehen Werke von Johann Sebastian Bach.Die Partita Nr. 1 BWV 825, das Konzert in D, nach Antonio Vivaldi, BWV 972 und kleinere Stücke wie das C-Dur Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier oder die Gavotte en Rondeau aus der Lautensuite BVW 1006a. Werke, die selbst schon unterschiedliche “barocke Gesichter” zeigen, obwohl sie von ein und demselben Komponisten stammen. Die Rafinesse der französischen Cembalomeister Jean-Philippe Rameau, Joseph-Nicolas-PancraceRoyer, Antoine Forqueray und Jaques Duphly ergänzt die Vielschichtigkeit und den Abwechslungsreichtum dieser CD. Raphaël Feuillâtre, geboren in Dschibuti, aufgewachsen und musikalisch geprägt allerdings in Frankreich, spielt sich perfekt durch sein gewähltes Repertoire. Keinerlei Unsauberkeiten oder Rutscher trüben die klare Spielweise, die mich beim Anhören immer wieder verblüfft hat. (mg)